Text und Fotos: Ulrich Schneider – Redaktionsgruppe
Wer sterbende Menschen begleitet, der wird auch mit Fragen rund um das Thema Bestattung konfrontiert. Daher gehört es zur Befähigung, die Arbeit des Bestatters und die Formalitäten nach Eintreten des Todes zu kennen und über verschiedene Bestattungsformen Bescheid zu wissen. Zu unserer Ausbildung gehört daher auch der Besuch im Bestattungshaus Erwin Pfeil in Gelsenkirchen. Dirk Blum, der Inhaber erwartet uns schon. Die Gefühle sind sehr unterschiedlich, denn nicht jeder Ehrenamtliche aus dem Kurs hatte schon Kontakt zu diesem Gewerbe. Wir werden sehr freundlich empfangen und ebenso schnell sind wir im Gespräch. Was passiert mit der Leiche? Warum herrscht in der Prosektur, dem Raum, in dem die Verstorbenen für die Bestattung vorbereitet werden, eine Superhygiene? Warum gibt es hier einen Lifter für die Toten? Was geschieht bei einer Thanatologischen Behandlung, bei der dem Verstorbenen ein würdiges Aussehen (zurück)gegeben wird? Ja und warum ist der „Kühlschrank“ für die Lagerung so groß und so wichtig? Das ist für die meisten von uns eine andere, teilweise neue Welt. Aber es macht auch neugierig, wie es dann mit der Bestattung weitergeht. Dirk Blum macht nun die verschiedenen Bestattungsformen zum Thema. Wir lernen etwas über die klassische Bestattung im Sarg, staunen über die vielen Modelle im Sarglager. Das „Probeliegen“ haben wir uns erspart. Trotzdem ist es richtig interessant, von den verschiedenen Möglichkeiten zu hören. Zu wissen, was bei der Einäscherung (Kremierung) beachtet werden muss, wie sie abläuft und was mit der Asche und den zurückgebliebenen Edelmetallen passiert, fragt sich wohl jeder irgendwann einmal.
Unsere Aufmerksamkeit steigt, als wir von den unterschiedlichen Bestattungsformen hören. Die Bestattung im Friedwald unter einem Baum, die Seebestattung von einem Schiff auf dem Meer, sind ja bekannt, aber bereits bei dem Thema „Urnenbestattung“ wird es bunt, wie die vielfältigen Modelle, Farben und Formen für die unterschiedlichsten Beisetzungsformen, z B. in einem Kolumbarium, auf einem anonymen Gräberfeld oder als „Beigabe“ in der Familiengruft. Etwas exotisch ist es zu hören, dass aus der Asche des Verstorbenen ein Rohdiamant gepresst werden kann oder die Asche in eine Glaskugel geblasen wird und auf diese Weise verschlossen als Erinnerung einen Platz zu findet. Dirk Blum berichtet uns auch von einer neuen Bestattungsform, der Reerdigung. Sie wird gerade in Schleswig-Holstein erprobt. Dabei wird der Körper eines Verstorbenen zu Humus (fruchtbare Erde) mit Hilfe von Mikroorganismen umgewandelt. Dieser Prozess dauert 40 Tage. Der Körper wird in ein sargähnliches Behältnis gelegt, das mit Stroh, Heu, Blumen und Pflanzenkohle ausgelegt ist. Die entstandene fruchtbare Erde kann dann auf dem Friedhof beigesetzt werden.
Wir sind beeindruckt von der gastfreundlichen Offenheit bei diesem Treffen, spüren die tiefe Achtung vor dem Sterben im Umgang mit dem Verstorbenen, die hier zuhause ist. Das ist gelebte Bestattungskultur. Wir spüren, Dirk Blum ist Bestatter mit Leidenschaft. Es wird uns sehr bewusst, welch ein Wandel im Bestattungsgewerbe in den letzten Jahren stattgefunden hat. Für uns ist der Besuch eine wertvolle Erfahrung, die auch hilft, Ängste vor einem Tabu-Thema abzubauen.