Hospizarbeit im Reich der Sinne

von Ulrich Schneider

Aromen, Düfte, Gewürze und wertvolle Öle und Salben wurden immer schon benutzt, um zu heilen oder das Wohlbefinden zu stärken. Das kennen wir schon aus biblischen Zeiten. Mit den Sinnen wahrzunehmen, zu sehen, riechen, schmecken und mit der Haut zu spüren kann ein Fenster zur Seele sein, das in der Begleitung und Pflege von Sterbenden hilfreich ist. Was Aromen und Düfte bewirken können, ist kein selbstverständliches Wissen. Zur Anwendung in der Hospizarbeit braucht es dazu eine große Portion Erfahrung. Unser Hospizwochenende bot dazu den richtigen Rahmen. Einen Tag lang eintauchen in das Reich der Sinne. Unter der fachlichen Anleitung durch Jörg Hölser, Leiter des Emmaus-Hospizes in Gelsenkirchen und qualifizierter Aroma-Pfleger, dürfen wir ganz praktisch erleben, wie Düfte angewendet werden. Wie schmerzlindernde, entspannende oder anregende Salben angefertigt werden, ist ein weiteres Thema. Die Rezepte dazu gibt es gratis und zum Ausprobieren bei einer wohltuenden Fußmassage. Kommentar einer Teilnehmerin: „Man roch das, was du erzählt hast.“ Und das bringt es auf den Punkt; mit den Sinnen lebendig fühlen und dieses Erleben teilen zu können, gehört sicher zu den beglückenden Erfahrungen im hospizlichen Einsatz. Danke Jörg für deine sehr angenehme Art, uns teilhaben zu lassen an deiner großen Erfahrung.

Am Sonntagvormittag geht es nach draußen. Anja Mertins-Krebs nimmt uns mit zum Waldbaden. Der Annaberg in Haltern lädt ein, die Natur mit allen Sinnen wahrzunehmen. Wir genießen die kleinen Aufgaben, die sie uns stellt und entdecken das unterschiedliche Grün der Pflanzen und filigranen Strukturen. Auf der Suche, was uns besonders anspricht, schauen wir auf die Dinge in der nächsten Umgebung und entscheiden uns, das Stück Holz, den Stein, das besondere Blatt mitzunehmen für das Mandala, das wir gemeinsam auf den Waldboden legen. Anja Mertins-Krebs lädt uns ein, miteinander zu singen und den Moment zu genießen, noch einmal die Waldluft zu riechen und tief einzuatmen, bevor wir dann den Spaziergang im „Sinnesgarten“ beenden.

Ein weiteres, beeindruckendes Hospizwochenende geht zu Ende. Mal wieder viel zu kurz aber mit neuen Erfahrungen, die uns hoffentlich in den Sinn kommen, wenn wir wieder unseren Aufgaben im Hospiz oder in den Wohnungen der Menschen, die wir begleiten, nachkommen. Danke an den Gelsenkirchener Hospiz-Verein, der solche Tage des Glücks immer wieder möglich macht!

 

Mandala auf dem Waldboden. (Foto: U. Schneider)

Jörg Hölser bei der Fussmassage. (Foto: U. Schneider)