Die Hospizidee verbindet – Besuch der Messe „Leben und Sterben“ in Bremen

Schon früh am 17. Mai machen wir uns auf den Weg nach Bremen. Die Messe „Leben und Tod“ verspricht schon in der Werbung tiefgründige Einblicke und anregende Diskussionen. Das weckt unsere Neugier.

Die Messe ist ein Ort der Begegnung. Ganz verschiedene Perspektiven und Zugänge zum Thema Leben und Tod kommen zur Sprache und finden ihren Ausdruck. Die Aussteller präsentieren ihre vielfältigen Angebote. Bestattungsinstitute, psychosoziale Berater und spirituelle Begleiter suchen den Kontakt zum Publikum. Respekt, Offenheit und Achtsamkeit prägen die Atmosphäre der Begegnung. Das ermöglicht, auch heikle Themen anzusprechen. Einen besonderen Eindruck macht auf uns der Vortrag „Wie können wir das Leben wertvoller gestalten?“ Hier wird darüber gesprochen, wie die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit nicht nur Trauer und Angst hervorruft, sondern auch zu einer tiefen Wertschätzung des Lebens führen kann. Die sehr persönlichen Geschichten von Betroffenen beeindrucken die Zuhörerinnen und Zuhörer, helfen eine Verbundenheit herzustellen, die den Anwesenden vermittelt: Wir machen alle ähnliche Erfahrungen und gehen den selben Weg zum Übergang vom Leben zum Tod.

Vertreten sind auch eindrucksvolle Projekte. Ein junges Paar hat der eigenen Sprachlosigkeit Ausdruck gegeben in Musik und Poesie. Sie hatten nur einen kleinen, fast unscheinbaren Messestand. Dort präsentierten sie ihre CD mit eindrücklich vertonter Herzensschwere und Hoffnung, die nebeneinander stehen. Sie bringen es auf den Punkt: „Wir sind immer noch die Selben, sind nur nicht mehr die Gleichen.“

Ein beeindruckendes Projekt entstand aus einer Notlage. Die Schwester einer jungen Frau war durch den plötzlichen Tod des Ehemanns in eine schwere finanzielle Notlage geraten. Im Freundeskreis wurde ein Online-Aufruf mit der Bitte um Hilfe gestartet. Die Hilfe war so überwältigend groß, dass noch eine Menge Geld übrig blieb. Das war der Beginn einer Initiative, die auch andere Menschen in ähnlicher Notlage unterstützt. So finden die Mittel zurück zu Trauernden. Ein wundervolles Beispiel für Solidarität und gelebte Nächstenliebe. Die Messe „Leben und Sterben“ soll helfen, das Projekt bekannt zu machen.

Das Spektrum der Angebote ist einfach riesig. Zu umfangreich für den Besuch an einem Tag. Es geht eben um viele Themen, um Hospiz- und Trauerarbeit, um Seelsorge, um Hilfen bei der Bewältigung von Formalitäten genauso wie beim Entrümpeln. Eine Studentin stellt ihre Masterarbeit vor. Sie befasst sich damit, jungen Menschen mithilfe von Karten und Würfeln zu helfen, über Tod und Sterben zu sprechen.

Am Abend fahren wir zurück nach Gelsenkirchen. Unsere Herzen sind voller Dankbarkeit und Freude. Uns begleitet Musik und Poesie, und die vielen Eindrücke, Begegnungen, Geschichten und Emotionen, die sortiert werden wollen. Doch eines ist schon jetzt klar, im nächsten Jahr sind wir wieder dabei.

 

Anja Mertins-Krebs und Helga Kiedel

Redaktionsgruppe