Auf einem Friedhof unterwegs

Als Pfarrer habe ich häufig auf den Friedhöfen der Stadt zu tun.

Und manchmal geht es auch in die „Ruhestätte Natur“, in ein Waldstück in der Nähe des Schlosses in Herten-Westerholt. Ich denke, es ist von großem Wert, gepflegte Friedhöfe in der Nähe zu haben und die Bestattungskultur zu schützen. Denn dies ein wichtiges Signal für alle, die mitten im Leben stehen und nur selten an den Tod denken.
Sie sind „Höfe des Friedens“, die Friedhöfe. Aber das Wort hat eigentlich eine andere Bedeutung: das Wort „Friedhof“ kommt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet „eingefriedeter Bezirk“, also ein Raum, der von der übrigen Umgebung abgetrennt und eingezäunt ist. In der Antike lagen die Begräbnisstätten außerhalb der bewohnten Ortschaften. Im frühen Mittelalter wurden dann die Toten entweder in den Vorräumen von Kirchen oder in der unmittelbaren Umgebung einer Kirche oder Kapelle bestattet; solche „Kirchhöfe“ findet man noch heute in der unmittelbaren Umgebung von Kirchen, nicht nur im Alpengebiet, wo solche kirchnahen Begräbnisorte neben kleinen Dorf- Kirchen zu finden sind.

Man findet solche Lage zum Beispiel auch in Marienthal bei Wesel und dieser Friedhof ist wirklich einen Ausflug wert. Die Klosterkirche dort gehörte ursprünglich den Augustiner-Eremiten, heute lebt dort die Klostergemeinschaft der Karmeliter.

Viele bekannte und weniger bekannte Künstler haben hier ihre gläubigen Spuren hinterlassen und setzen die Tradition künstlerisch und theologisch überaus wertvoller Grabmäler bis heute fort.

Bunt sind auch die Denkmäler, die ausnahmslos einen hohen künstlerischen Wert haben: bunte Mosaiksteine auf einigen Denkmälern; unterschiedlich farbige Sandsteine, aus denen einige Grabmale geschlagen sind; und über allem die dunkelroten Backsteinwände der Klosterkirche.

Jeder Grabstein ist ein Unikat. Manchmal sind die Darstellungen von den Taufnamen oder Familiennamen inspiriert; die Familie Laurenz hat auf dem Familiengrab das Bild des heiligen Laurentius stehen, Familie Franz Hörnemann einen heiligen Franziskus. Eindrucksvoll sind die vielen Hinweis auf den österlichen Glauben von Christen: die Auferstehung Christi von den Toten. Die Denkmäler sprechen für sich, sie sprechen vom Leben, das stärker ist als der Tod. Und sie sprechen von der Liebe, mit der die Lebenden das Andenken an die Toten wachhalten.

Am Eingang zum Friedhof stehen auf dem Tor die Worte „Mors Porta Vitae“: Der Tod ist das Tor zum Leben. Und ein Engel aus Bronze lädt die Lebenden ein, durch das Tor zu gehen. Das ist die Bestimmung eines jeden Menschen, diesen Weg einmal zu gehen. Der Engel macht Mut, auch wenn am Friedhofstor ein Relief des kreuztragenden Christus von dem berühmten Künstler Hans Dinnendahl bestätigt, dass das Leben auch sehr mühsam und dunkel sein kann.